Goethe für Forscher

In der Sammlung befinden sich 40 Goethe-Autographen, davon 14 Briefe und drei Originalzeichnungen sowie 163 Handschriften seiner Zeitgenossen. Ganz unbekannt sind sie zwar nicht, denn inzwischen sind sie alle auch in gedruckter Form vorhanden, aber im Original kann man sie nur in Budapest in die Hand nehmen. Ihre digitalisierte Version wird nach und nach auf dieser Webseite zugänglich gemacht.

Beachtenswert ist der Buchbestand der Sammlung: beinahe 1500 Bände, zahlreiche Erst- und Prachtausgaben, Alben, zeitgenössische Fachliteratur und Übersetzungen in mehreren Sprachen, oft ebenfalls Erstausgaben. Am ältesten sind die Bände, die Goethe als Vorlage nutzte, so zum Beispiel eine seltene lateinische Ausgabe von Reineke Fuchs aus dem 16. Jahrhundert. Von den frühen Ausgaben Goethes eigener Werke sind zwei Raubdrucke der Leiden des jungen Werthers, beide von 1775, interessant. Aus dem 19. Jahrhundert stammt eine besonders schöne Faksimileausgabe des zum ersten Mal 1587 erschienenen Volksbuchs Historia von D. Johann Fausten.

Einmalig sind im Bestand die frühen, vor allem ungarischen, französischen, italienischen und englischen Übersetzungen, etwa eine französische Werther-Ausgabe (1845) mit Vorwort von George Sand, Hermann und Dorothea auf Italienisch (1851) oder die neugriechische Ausgabe der Iphigenie auf Tauris (1861). Von den ungarischen Übersetzungen sind die Iphigenie (1832), der 1930 die Neuübersetzung des Lyrikers Mihály Babits folgte, und die erste ungarische Übersetzung des Werthers (1827) und deren überarbeitete Ausgabe (1864) zu erwähnen.

Die Sammlung enthält wichtige, in Ungarn sonst kaum zugängliche Handbücher, Bibliographien und Bilderalben, u.a. August Diezmanns berühmtes Weimar-Album (1860) und Hermann Rolletts imposanten Band mit Goethe-Bildnissen (1883).

Im musikalischen Teil sind Beethovens Noten-Autograph zur ersten Strophe von So oder so von Karl Lappe und ein Brief von Franz Liszt an den deutschen Komponisten Peter Cornelius hervorzuheben. Zu den Raritäten gehören die Ersteditionen von Wilhelm Meisters Lehrjahre mit acht Kompositionen von Johann Friedrich Reichardt (1795/96) und von Beethovens Zyklus Drey Gesaenge von Goethe (1811).

Bedeutende Zeitdokumente sind das Testament von Balthasar Elischer, der Stiftungsbrief seines Neffen Julius Elischer und das dreibändige Gästebuch des Goethe-Zimmers, in das sich zwischen 31. Mai 1896 und 5. Mai 1945 zahlreiche Besucherinnen und Besucher eingetragen haben.

Die Goethe-Sammlung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften bietet zahlreiche Forschungsthemen, von denen in den folgenden Stichpunkten nur einige hervorgehoben werden:

 

  • die Originalbriefe von Goethes Zeitgenossen
  • Herkunft und Zusammensetzung der Notensammlung
  • die Beziehung der Familie Elischer zur Musik im Spiegel der Sammlung
  • Balthasar Elischers Sammelprinzipien, Kategorien und Zusammensetzung seiner Sammlung
  • die Erweiterung der Sammlung nach 1896 im Spiegel des Zugangsbuches
  • die Rekonstruktion des ehemaligen Goethe-Zimmers
  • der Buchbestand der Sammlung, Elischers Sammelprinzipien für Fachliteratur
  • der Kunstbestand der Sammlung, Herkunft und späteres Schicksal der einzelnen Exponate
  • verlorene und verschollene Stücke der Sammlung
  • die Rekonstruktion der Reisen Balthasar Elischers in Italien anhand der italienischen Postkarten der Sammlung
  • die Besucher des Goethe-Zimmers anhand der Eintragungen im Gästebuch
  • der Goethe-Kult der Ungarndeutschen
  • die Korrespondenz von Ernst Stein und Ignatz Hirschler über Goethe

Heller Ágost: Az Elischer-féle Goethe-gyűjtemény katalógusa (1896)

August Heller: Katalog der Elischer’schen Goethe-Sammlung (1896)

Marth Hildegard: A Goethe-gyűjtemény (K 115 – K 124, 1974)

György József: Az Akadémia Könyvtára egykori Goethe-szobája és nevesebb magyar látogatói (1968)

Josef György: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers (1963)

Die  Goethe-Feier der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1932)