Christiane Vulpius an Dr. Meyer (1804)
Brief von Christiane Vulpius an den Bremer Arzt Nikolaus Meyer. Weimar, 4. Juli 1804. Fremde Handschrift, eigenhändige Unterschrift (MTAK 116/3)
Erstveröffentlichung: Freundschaftliche Briefe von Goethe und seiner Frau an Nicolaus Meyer aus den Jahren 1800 bis 1831. Leipzig 1856.
Lieber Freund,
Daß Sie nicht schreiben ist wohl nichts Anderes Schuld, als weil Sie mit Ihrem Bade beschäftigt sind, sonst würden Sie gewiß mir oder dem Geh. Rath einige Zeilen geschrieben haben. Der Geh. Rath ist von jetzt in Jena und hat mir so eben aufgetragen mich nach der Ursache Ihres Schweigens zu erkundigen.
Neues ist nichts in Weimar, als daß wir Alle der Ankunft unseres Erbprinzen entgegen sehen. Sobald der Geh. Rath von Jena zurückkommt, welches in einigen Tagen geschieht, gehe ich wieder auf etliche Wochen nach Lauchstadt1 und werde da das Tanz- sowohl als das Wasserbad gebrauchen. Die große Tanzlust will sich bey mir immer noch nicht verlieren. Morgen gehe ich wieder nach dem berühmten Heimrig, welches ehemals, wie Sie hier waren, beym Hofjäger ausgerichtet wurde und an das Sie sich gewiß immer noch mit Freuden erinnern werden, besonders an Treuters Elisabeth.
Auch war ich letzthin in Jena und da hat mir Madame und Dem. Müller viele Empfehlungen an Sie aufgetragen.
Nächstens werden Sie auch einen großen Brief von August. erhalten. Von demselben muß ich Ihnen nur schreiben, daß wenn er Heimrig tanzt, jedermann sagt, er mit derselben unnachahmlichen Grazie tanze als der Herr Doctor Meyer.
Auch hat mir der Herr Geh. Rath aufgetragen Sie um die Rechnung, was er Ihnen schuldig ist, zu bitten, so wie ich Sie zu gleich ersuche die bestellten 50 Pfd. Butter nicht zu vergessen, wenn ich sie auch etwas später erhalten sollte, indem solche bey jetziger Jahreszeit wohl nicht gut zu transportiren ist. Schreiben Sie mir doch, ob ich nicht für dieses Jahr eine Sendung von Ihnen erhalten kann. Leben Sie recht wohl und denken zuweilen an Ihre Freundin Christiana Vulpius.
Weimar am 4. July 1804.