Werther-Fieber
Goethes erster Roman, Die Leiden des jungen Werthers, wurde ein mächtiger Bestseller und machte seinen 25-jährigen Verfasser im Handumdrehen zum Star. Der 1774 erschienene Band ist Goethes größter Publikumserfolg. Er traf das Lebensgefühl seiner Generation ins Mark, löste einen echten Medienskandal aus – an manchen Orten wurde der Besitz des Bandes unter Strafe gestellt.
Kritiker wie Bewunderer reagierten gleichermaßen mit heftigsten Emotionen, wie der revoltierende, freigeistige Protagonist gegen die bürgerlichen Normen aufbegehrt, sich in eine verheiratete Frau verliebt und schließlich seinem Leben aus freiem Willen ein Ende setzt. Die eigentliche Sensation lag darin, dass Goethe den Selbstmord nicht als Sünde und Tabu darstellte, sondern als Erscheinungsform individueller Freiheit, als Auflehnung gegen gesellschaftliche Zwänge.
Unter seinen gleichaltrigen Lesern brach eine fieberhafte Schwärmerei aus: sie kleideten sich wie Werther, schmückten ihr Heim mit Porzellan mit Werther-Motiven, benutzten Eau de Werther. Es gab sogar welche, die in der blau-gelben Werther-Tracht Selbstmord begingen und in ihren Abschiedsbriefen Sätze aus dem Roman zitierten. Diese Art der Identifikation wird in der Psychologie heute „Werther-Effekt“ genannt.
Goethes Werther wurde tausendfach nachgeahmt, auf- und umgearbeitet, weitergeschrieben, parodiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es entstanden Kunstwerke, Opern und Filme mit und über Werther. Auf Ungarisch erschienen acht verschiedene Übersetzungen dieses wohl bekanntesten Goethe-Romans, die erste 1823, noch zu Goethes Lebzeiten.
Der „Sturm
und Drang”
„Sturm und Drang“ kann ins Ungarische mit „roham és nyomulás” (Ansturm und Bedrängung), aber auch mit „vihar és vágy” (Sturm und Sehnsucht) übersetzt werden. In der Romantik bezeichnete man mit diesem Ausdruck die literarische Bewegung der deutschen Geniezeit, deren Blütezeit in den 1770er Jahren begann und ein Jahrzehnt lang andauerte. Die Mehrheit seiner Autoren war um die 20–25 Jahre alt und voll jugendlichen Elans. Sie waren bewappnet mit dem Radikalismus des Gemüts, hatten das Bestreben, Grenzen zu überschreiten, Hemmungen abzustreifen und besaßen ein grenzenloses Vertrauen in die (eigene) Genialität. Sie legten großen Wert auf die Gefühle und Leidenschaften sowie deren anschauliche Darstellung. Als Vorfahren betrachteten sie Homer, Shakespeare und die Dichter der italienischen Renaissance. Kein Wunder daher, dass das wichtigste literarische Genre der Epoche nicht die Lyrik oder der Roman, sondern das Drama wurde.
Zwei deutsche Autoren von weltliterarischem Rang begannen ihre Laufbahn im Zeichen der Bewegung: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die charakteristischen Merkmale der Epoche zeigt Goethes Jugenddrama Götz von Berlichingen, in dem er die feudale Anarchie anprangert, und der Urfaust, eine Vorversion seines Faust aus den 1770er Jahren. Die Leiden des jungen Werthers, erschienen 1774, wurde der wichtigste Roman dieser Periode. Die Umsiedlung Goethes Ende 1775 an den Weimarer Hof bedeutete das Ende des „Sturm und Drang“.
Goethes einziger Sohn
1788, nach seiner Rückkehr von der Reise nach Italien, lernte der 38-jährige Goethe die 23-jährige Christiane Vulpius kennen, die er wesentlich später, erst 1806 heiratete. Sie bekamen mehrere Kinder, aber nur ein einziger, Julius August Walther (1789–1830), erreichte das Erwachsenenalter.
August, wie er meistens genannt wurde, trat nach dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg 1810 in den Dienst des Weimarer Herzogs. Als Kammerrat vertrat er seinen Vater, den Minister, zumeist bei feierlichen Anlässen, führte die Aufsicht über die öffentlichen Baumaßnahmen und verwaltete die Münz- und Mineraliensammlung seines Vaters.
Nach dem Tod seiner Mutter 1816 begann er einen intensiven Briefwechsel mit dem Vater und blieb praktisch bis ans Ende seines Lebens dessen „Untergebener“. Auf des Vaters Wunsch begann er Memoiren und Reisetagebücher zu schreiben. Auch die vornehme Ottilie von Pogwisch heiratete er auf väterlichen Druck. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Walther, Wolfgang und Alma. Nach einem hoffnungsvollen Beginn entfremdete sich jedoch das Paar bald, und August suchte Trost im Wein.
Im August 1830 schickte ihn Goethe in Begleitung seines Sekretärs Eckermann auf eine Studienreise nach Italien. Er hoffte, die idyllische Umgebung werde ihm helfen. In Rom kam es zu einer interessanten Begegnung: Goethes Sohn lernte August Kestner kennen, den Sohn der Charlotte Buff, nach deren Vorbild Goethe die Lotte in den Leiden des jungen Werthers geschaffen hatte.
Während Italien für Goethe das Leben und die künstlerische Entfaltung bedeutete, brachte es seinem Sohn August den Tod. Kurz nach seiner Ankunft in Rom bekam er Fieber und starb einige Tage später an den Pocken. Er wurde auf dem gleichen römischen Friedhof begraben, wie Keats und Shelley. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet: GOETHE FILIVS / PATRI / ANTEVERTENS / OBIIT / ANNOR XL / MDCCCXXX [Goethe der Sohn / dem Vater / vorangehend / starb / 40-jährig / 1830].
Der Name Goethe
Goethes Großvater, der aus Thüringen stammende Friedrich Georg Göthé, war eine Art Karl Lagerfeld seiner Zeit. Geboren als Sohn eines einfachen Hufschmieds, ließ er sich 1687 schon als Damenschneidermeister in Frankfurt nieder. Hier änderte er die Schreibweise seines Familiennamens und ersetzte das „E“ durch das weiblichere und französischere „É“. Goethe schämte sich deshalb für ihn; es ist kein Wunder, dass er seinen Großvater in seinem biographischen Werk Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit nur ein einziges Mal erwähnt und auch an dieser Stelle nicht beim Namen nennt.
Obgleich Goethe selbst seinen Namen, abgesehen von seiner ersten Jugendzeit, mit „oe“ schrieb, wurden mehrere seiner Werke unter dem Namen Göthe veröffentlicht. Auch andere, beispielsweise Friedrich Schiller und Arthur Schopenhauer, verwendeten immer wieder die Form „Göthe“. Die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen, bei deren Weimarer Teegesellschaften Goethe oft zu Gast war, benutzte ebenfalls diese Schreibweise.
Johann Wolfgang von Goethes Name wurde also auch von seinen Zeitgenossen nicht immer in der heute üblichen Weise geschrieben. Wahrscheinlich störte das Goethe nicht wirklich, so kann auch die Behauptung nicht bestehen, dass die Variante „Göthe“ nur von ungebildeten Personen verwendet werde. Der Name selbst ist verhältnismäßig selten, 2013 waren im deutschen Telefonbuch 176 Göthe, 168 Goethe, 179 Göth, 28 Goeth, 11 Götke und 2 Göthke verzeichnet.
Die ungarische Bezeichnung „közönséges tarajosgőte“ (Triturus cristatus) für den nördlichen Kammmolch aus der Art der Amphibien und der Familie der Salamanderverwandten klingt nur im Ungarischen ähnlich wie der Name des Dichters. Im Deutschen kommen für den Familiennamen Goethe zwei etymologische Erklärungen in Frage: Er ist entweder aus dem mitteldeutschen „gote, gotte“ (Taufpate) oder aus dem Wortstamm „Götz/Gödeke“ entstanden, von dem auch der Vorname Gottfried abgeleitet wird.
Goethes Häuser
Die berühmtesten Gebäude Weimars sind wohl nicht das herzogliche Schloss Belvedere oder die Bastille, in der Bach eine Zeitlang inhaftiert war, sondern die Wohnsitze Goethes: das Gartenhaus im Ilmpark und das dreigeschossige Haus in der Innenstadt. Ersteres ist ein kleineres, zweigeschossiges altes Winzerhaus an der Ilm, das er von Herzog Carl August geschenkt bekam, das zweite ein mächtiges Gebäude mit einem wunderbaren Garten am Frauenplan, einem der schönsten Plätze Weimars.
Es bedeutet ein besonderes Erlebnis, dass die Farbgestaltung der Zimmer in beiden Gebäuden auf Goethes Theorie der Farbenlehre beruhen. Diese besagt nämlich unter anderen, dass man seine Augen am besten nur mit einer einzigen Farbe umgibt, sich in einem einfarbigen Zimmer aufhält oder durch eine farbige Scheibe blickt, um sich mit dieser Farbe identifizieren zu können.
Seinem Sekretär Eckermann sagte der alternde Goethe: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche Dichter mit mir gelebt, es lebten noch trefflichere vor mir, und es werden ihrer nach mir sein. Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zu gute, und ich habe daher ein Bewußtseyn der Superiorität über Viele.“
Os intermaxillare
Als er im März 1784 in Jena Schädel untersuchte, bemerkte Goethe, dass auch der Mensch ein „os intermaxillare“, einen Knochen zwischen den Kiefern, also ein Zwischenkieferbein besitzt. Über seine Entdeckung schrieb er in der ersten Begeisterung an seinen Freund, den Philosophen Herder: „Ich habe gefunden – weder Gold noch Silber, aber was mir eine unsägliche Freude macht – das os intermaxillare am Menschen! Ich verglich mit Lodern Menschen- und Tierschädel, kam auf die Spur und siehe da ist es. Nur bitt’ ich Dich, laß Dich nichts merken, denn es muß geheim behandelt werden.“
Zwar irrte Goethe, wenn er glaubte, er sei der Entdecker, denn ein französischer Forscher war schneller als er. Dennoch besteht sein unbestreitbares Verdienst in der Anwendung der Methode der vergleichenden Anatomie bei der Untersuchung. Darin war er tatsächlich ein Vorreiter.
A Werther-láz
Goethes erster Roman, Die Leiden des jungen Werthers, wurde ein mächtiger Bestseller und machte seinen 25-jährigen Verfasser im Handumdrehen zum Star. Der 1774 erschienene Band ist Goethes größter Publikumserfolg. Er traf das Lebensgefühl seiner Generation ins Mark, löste einen echten Medienskandal aus – an manchen Orten wurde der Besitz des Bandes unter Strafe gestellt.
Kritiker wie Bewunderer reagierten gleichermaßen mit heftigsten Emotionen, wie der revoltierende, freigeistige Protagonist gegen die bürgerlichen Normen aufbegehrt, sich in eine verheiratete Frau verliebt und schließlich seinem Leben aus freiem Willen ein Ende setzt. Die eigentliche Sensation lag darin, dass Goethe den Selbstmord nicht als Sünde und Tabu darstellte, sondern als Erscheinungsform individueller Freiheit, als Auflehnung gegen gesellschaftliche Zwänge.
Unter seinen gleichaltrigen Lesern brach eine fieberhafte Schwärmerei aus: sie kleideten sich wie Werther, schmückten ihr Heim mit Porzellan mit Werther-Motiven, benutzten Eau de Werther. Es gab sogar welche, die in der blau-gelben Werther-Tracht Selbstmord begingen und in ihren Abschiedsbriefen Sätze aus dem Roman zitierten. Diese Art der Identifikation wird in der Psychologie heute „Werther-Effekt“ genannt.
Goethes Werther wurde tausendfach nachgeahmt, auf- und umgearbeitet, weitergeschrieben, parodiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es entstanden Kunstwerke, Opern und Filme mit und über Werther. Auf Ungarisch erschienen acht verschiedene Übersetzungen dieses wohl bekanntesten Goethe-Romans, die erste 1823, noch zu Goethes Lebzeiten.
Der „Sturm
und Drang”
„Sturm und Drang“ kann ins Ungarische mit „roham és nyomulás” (Ansturm und Bedrängung), aber auch mit „vihar és vágy” (Sturm und Sehnsucht) übersetzt werden. In der Romantik bezeichnete man mit diesem Ausdruck die literarische Bewegung der deutschen Geniezeit, deren Blütezeit in den 1770er Jahren begann und ein Jahrzehnt lang andauerte. Die Mehrheit seiner Autoren war um die 20–25 Jahre alt und voll jugendlichen Elans. Sie waren bewappnet mit dem Radikalismus des Gemüts, hatten das Bestreben, Grenzen zu überschreiten, Hemmungen abzustreifen und besaßen ein grenzenloses Vertrauen in die (eigene) Genialität. Sie legten großen Wert auf die Gefühle und Leidenschaften sowie deren anschauliche Darstellung. Als Vorfahren betrachteten sie Homer, Shakespeare und die Dichter der italienischen Renaissance. Kein Wunder daher, dass das wichtigste literarische Genre der Epoche nicht die Lyrik oder der Roman, sondern das Drama wurde.
Zwei deutsche Autoren von weltliterarischem Rang begannen ihre Laufbahn im Zeichen der Bewegung: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die charakteristischen Merkmale der Epoche zeigt Goethes Jugenddrama Götz von Berlichingen, in dem er die feudale Anarchie anprangert, und der Urfaust, eine Vorversion seines Faust aus den 1770er Jahren. Die Leiden des jungen Werthers, erschienen 1774, wurde der wichtigste Roman dieser Periode. Die Umsiedlung Goethes Ende 1775 an den Weimarer Hof bedeutete das Ende des „Sturm und Drang“.
Goethes einziger Sohn
1788, nach seiner Rückkehr von der Reise nach Italien, lernte der 38-jährige Goethe die 23-jährige Christiane Vulpius kennen, die er wesentlich später, erst 1806 heiratete. Sie bekamen mehrere Kinder, aber nur ein einziger, Julius August Walther (1789–1830), erreichte das Erwachsenenalter.
August, wie er meistens genannt wurde, trat nach dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg 1810 in den Dienst des Weimarer Herzogs. Als Kammerrat vertrat er seinen Vater, den Minister, zumeist bei feierlichen Anlässen, führte die Aufsicht über die öffentlichen Baumaßnahmen und verwaltete die Münz- und Mineraliensammlung seines Vaters.
Nach dem Tod seiner Mutter 1816 begann er einen intensiven Briefwechsel mit dem Vater und blieb praktisch bis ans Ende seines Lebens dessen „Untergebener“. Auf des Vaters Wunsch begann er Memoiren und Reisetagebücher zu schreiben. Auch die vornehme Ottilie von Pogwisch heiratete er auf väterlichen Druck. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Walther, Wolfgang und Alma. Nach einem hoffnungsvollen Beginn entfremdete sich jedoch das Paar bald, und August suchte Trost im Wein.
Im August 1830 schickte ihn Goethe in Begleitung seines Sekretärs Eckermann auf eine Studienreise nach Italien. Er hoffte, die idyllische Umgebung werde ihm helfen. In Rom kam es zu einer interessanten Begegnung: Goethes Sohn lernte August Kestner kennen, den Sohn der Charlotte Buff, nach deren Vorbild Goethe die Lotte in den Leiden des jungen Werthers geschaffen hatte.
Während Italien für Goethe das Leben und die künstlerische Entfaltung bedeutete, brachte es seinem Sohn August den Tod. Kurz nach seiner Ankunft in Rom bekam er Fieber und starb einige Tage später an den Pocken. Er wurde auf dem gleichen römischen Friedhof begraben, wie Keats und Shelley. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet: GOETHE FILIVS / PATRI / ANTEVERTENS / OBIIT / ANNOR XL / MDCCCXXX [Goethe der Sohn / dem Vater / vorangehend / starb / 40-jährig / 1830].
Der Name Goethe
Goethes Großvater, der aus Thüringen stammende Friedrich Georg Göthé, war eine Art Karl Lagerfeld seiner Zeit. Geboren als Sohn eines einfachen Hufschmieds, ließ er sich 1687 schon als Damenschneidermeister in Frankfurt nieder. Hier änderte er die Schreibweise seines Familiennamens und ersetzte das „E“ durch das weiblichere und französischere „É“. Goethe schämte sich deshalb für ihn; es ist kein Wunder, dass er seinen Großvater in seinem biographischen Werk Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit nur ein einziges Mal erwähnt und auch an dieser Stelle nicht beim Namen nennt.
Obgleich Goethe selbst seinen Namen, abgesehen von seiner ersten Jugendzeit, mit „oe“ schrieb, wurden mehrere seiner Werke unter dem Namen Göthe veröffentlicht. Auch andere, beispielsweise Friedrich Schiller und Arthur Schopenhauer, verwendeten immer wieder die Form „Göthe“. Die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen, bei deren Weimarer Teegesellschaften Goethe oft zu Gast war, benutzte ebenfalls diese Schreibweise.
Johann Wolfgang von Goethes Name wurde also auch von seinen Zeitgenossen nicht immer in der heute üblichen Weise geschrieben. Wahrscheinlich störte das Goethe nicht wirklich, so kann auch die Behauptung nicht bestehen, dass die Variante „Göthe“ nur von ungebildeten Personen verwendet werde. Der Name selbst ist verhältnismäßig selten, 2013 waren im deutschen Telefonbuch 176 Göthe, 168 Goethe, 179 Göth, 28 Goeth, 11 Götke und 2 Göthke verzeichnet.
Die ungarische Bezeichnung „közönséges tarajosgőte“ (Triturus cristatus) für den nördlichen Kammmolch aus der Art der Amphibien und der Familie der Salamanderverwandten klingt nur im Ungarischen ähnlich wie der Name des Dichters. Im Deutschen kommen für den Familiennamen Goethe zwei etymologische Erklärungen in Frage: Er ist entweder aus dem mitteldeutschen „gote, gotte“ (Taufpate) oder aus dem Wortstamm „Götz/Gödeke“ entstanden, von dem auch der Vorname Gottfried abgeleitet wird.
Goethes Häuser
Die berühmtesten Gebäude Weimars sind wohl nicht das herzogliche Schloss Belvedere oder die Bastille, in der Bach eine Zeitlang inhaftiert war, sondern die Wohnsitze Goethes: das Gartenhaus im Ilmpark und das dreigeschossige Haus in der Innenstadt. Ersteres ist ein kleineres, zweigeschossiges altes Winzerhaus an der Ilm, das er von Herzog Carl August geschenkt bekam, das zweite ein mächtiges Gebäude mit einem wunderbaren Garten am Frauenplan, einem der schönsten Plätze Weimars.
Es bedeutet ein besonderes Erlebnis, dass die Farbgestaltung der Zimmer in beiden Gebäuden auf Goethes Theorie der Farbenlehre beruhen. Diese besagt nämlich unter anderen, dass man seine Augen am besten nur mit einer einzigen Farbe umgibt, sich in einem einfarbigen Zimmer aufhält oder durch eine farbige Scheibe blickt, um sich mit dieser Farbe identifizieren zu können.
Seinem Sekretär Eckermann sagte der alternde Goethe: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche Dichter mit mir gelebt, es lebten noch trefflichere vor mir, und es werden ihrer nach mir sein. Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zu gute, und ich habe daher ein Bewußtseyn der Superiorität über Viele.“
Zwischen-kieferknochen
Als er im März 1784 in Jena Schädel untersuchte, bemerkte Goethe, dass auch der Mensch ein „os intermaxillare“, einen Knochen zwischen den Kiefern, also ein Zwischenkieferbein besitzt. Über seine Entdeckung schrieb er in der ersten Begeisterung an seinen Freund, den Philosophen Herder: „Ich habe gefunden – weder Gold noch Silber, aber was mir eine unsägliche Freude macht – das os intermaxillare am Menschen! Ich verglich mit Lodern Menschen- und Tierschädel, kam auf die Spur und siehe da ist es. Nur bitt’ ich Dich, laß Dich nichts merken, denn es muß geheim behandelt werden.“
Zwar irrte Goethe, wenn er glaubte, er sei der Entdecker, denn ein französischer Forscher war schneller als er. Dennoch besteht sein unbestreitbares Verdienst in der Anwendung der Methode der vergleichenden Anatomie bei der Untersuchung. Darin war er tatsächlich ein Vorreiter.